Kompost ist nicht gleich Kompost

Kompost ist nicht gleich Kompost

Die Anzucht von Jungpflanzen ist eine Kunst, die Geduld, Wissen und die richtigen Ressourcen erfordert. Mit keimfähigen Saatgut und den richtigen Wachstumsbedingungen, die wir z.B. mit Hilfe unserer Growbox gut kontrollieren können, ist schon ein wichtiger Schritt getan. Eine weitere entscheidende Ressource ist allerdings die Erde, in der unsere Jungpflanzen heranwachsen. Deswegen möchten wir euch hier einen Einblick geben über das teils doch komplex wirkende Thema Kompost, die Möglichkeiten der Kompostierung sowie Empfehlungen, was sich wann, wie, wo für wen eventuell besser eignet.

In Kürze: Dauer und Reifeprozess der Kompostierung

Die Kompostierung ist generell ein Prozess, der Zeit benötigt. Anfangs wird die Rotte (die verrottende Biomasse) durch die Aktivität von Mikroorganismen heiß. Nachdem diese erste Phase abgeschlossen ist, übernehmen Pilze und Würmer die weitere Zersetzung. Aus diesem Grund lasse ich meinen Kompost fast ein ganzes Jahr stehen, um sicherzustellen, dass er vollständig abgebaut (= “reif”) ist. Ein gut gereifter Kompost ist einem schnell produzierten industriellen Produkt in vielen Aspekten überlegen, insbesondere in Bezug auf Nährstoffe und die Anzahl nützlicher Mikroorganismen. (Mehr dazu in unserem Blogartikel über die Herausforderungen der industriellen Kompostierung.)

Die Wissenschaft hinter der Kompostierung

Die Kunst der Kompostierung ist ein zentrales Element für jeden Garten, besonders wenn es um die Anzucht junger Pflanzen geht. Nicht alle Komposte sind gleich, es gibt eine Vielfalt an Methoden und auch das Ausgangsmaterial spielt eine wesentliche Rolle bei der Bestimmung der Qualität des Endprodukts. Heute möchte ich euch einen kurzen Überblick über ein paar leicht umsetzbare Kompostierungsmethoden geben. (Jede einzelne wirkt im ersten Moment wie eine Wissenschaft für sich - aber wenn man das Prinzip einmal verstanden hat, ist es eigentlich ganz einfach) 😉 Im Laufe der nächsten Wochen werden wir einige Themenbereiche noch tiefer und detaillierter beleuchten - für heute begnügen wir uns mit dieser Übersicht über ein paar Kompostierungsarten, die einfach und erfolgreich umsetzbar und uns v.a. bei der Jungpflanzenanzucht eine gute Grundlage bilden:

1. Großkompostierung

Der große, klassische Komposthaufen (kann leicht aus Euro-Paletten gebaut werden) ist ideal für eine ausreichende Wärmeentwicklung und damit eine schnelle Verrottung. Das Einhalten eines Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnisses von etwa 25:1 ist dabei essentiell. Bevor jetzt jemand hektisch überlegt, wie man mit einer Küchenwaage eine 25:1 Mischung abmessen soll - keine Panik! 😅 Das Verhältnis von 25:1 erreicht man automatisch durch eine ausgewogene 50/50-Mischung aus "braunen" Materialien (= stickstoffarmen Quellen wie Pappe, Sägespäne, Laub) und "grünen" Materialien (= stickstoffreichen Quellen wie Grünschnitt, Erntereste, Küchenabfälle, Mist). Das bedeutet: eine Schicht Pappe/Späne/Laub, dann wieder eine Schicht Grünschnitt, Küchenabfälle, Mist, dann wieder eine Schicht Pappe/Späne/Laub usw.

 

 

⚠️ WICHTIG ⚠️ Wer Pappe benutzt (empfehlenswertes Recycling für den Online-Shopping-Verpackungswahn!), benutzt bitte nur unbedruckte oder mit schwarzer Tinte bedruckte Pappe für die Kompostierung! Pappen mit farbigen Drucken enthalten in der Farbe oft Schwermetalle - das ist Gift für den Boden und kann teilweise auch in eurem Gemüse landen!

Durch das richtige Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis finden thermophile Mikroorganismen wie z.B. Hefe und Bakterien optimale Bedingungen vor, um die Biomasse schnell zu zersetzen. Die dabei entstehende Wärme ist zudem entscheidend, um Unkrautsamen ihre Keimfähigkeit zu nehmen. Wenn die Mikroorganismen ihren Job gemacht haben und der Kompost abkühlt, übernehmen dann die Würmer den Kompost: Sie fressen die letzten nicht zersetzten Materialien und durch ihre Ausscheidungen wird der Kompost besonders gehaltvoll und nährstoffreich.

☝🏾 Hinweis ☝🏾 Im Winter hat man mehr “braunes” Material (Laub, Häckselgut, Pappe), d.h. im Winter solltet ihr vermehrt mit Küchenabfällen und Mist ergänzen. Im Sommer verhält es sich genau andersherum: Man hat viel “grünes” Material (Küchenabfälle, Unkraut etc.), hier sollte das Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis mit Pappe oder Sägespänen optimiert werden.

💡 Woher wisst ihr, dass das Verhältnis passt? Ganz einfach: Prüft, ob euer Kompost innen heiß 🔥 ist! Ein guter Kompost kann bis zu 60°C heiß werden, da kann man sich durchaus schon mal die Finger verbrennen 😉

Mein Komposthaufen misst 120 cm x 120 cm und hat eine Höhe von bis zu 150 cm. Ich arbeite wie oben beschrieben in “braun-grün”-Schichten. Wichtig ist dabei grobes Material wie z.B. Grünschnitt (z.B. Äste vom Baum- oder Heckenschnitt) oder Erntereste (z.B. verholzte große Kohlstängel) vorher zu häckseln, um Trockennester (d.h. Luftlöcher in der Biomasse) zu vermeiden.

Zusammengefasst: durch das richtige Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis, die Aktivität der Mirkoorganismen sowie die daraus resultierende Wärmeentwicklung verrottet die Biomasse dann innerhalb eines Jahres, so dass der Kompost auf die Beete aufgetragen werden kann.

 

2. Thermokompostierung

Für alle, die jetzt keinen Garten haben, der viel Biomasse abwirft oder die keinen Platz für einen großen Kompost finden - hier ist die Lösung für weniger Platz und weniger Biomasse: der Thermokomposter! Der Thermokomposter funktioniert nach demselben Prinzip wie der oben beschriebene Großkompost: 25:1 Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis = hohe Aktivität der Mirkoorganismen = Wärmeentwicklung = schnelle Zersetzung der Biomasse = toller Kompost 💚

Thermokomposter sind meist aus doppelwandigem Kunststoff gefertigt. Durch die eingeschlossene Luft (= dämmende Wirkung) wird eine effektive Isolierung erzielt, so dass man auch bei kleineren Mengen organischen Materials auf dieselbe Wärmeentwicklung kommt. Die Schichtung funktioniert also ebenfalls wie oben beschrieben: eine Schicht Pappe/Späne/Laub, dann wieder eine Schicht Grünschnitt, Küchenabfälle, Mist, dann wieder eine Schicht Pappe/Späne/Laub usw.

D.h. ihr erhaltet qualitativ hochwertigen Kompost, aber könnt je nach Platzverhältnissen in der Größe variieren. Ein paar Links mit Thermokompostern zwischen 40-100 EUR haben wir hier für dich zusammengestellt:

Komposter 450 l, 80 x 80 x 80 cm (Bauhaus, 39,30 EUR)

Remaplan Komposter Thermoquick Profi 610 l (OBI, 79,99 EUR)

Neudorff Thermo-Komposter DuoTherm 530 l (OBI, 99,99 EUR)

 

3. Wurmkompostierung 

Der Wurmkompost ist für seine hohe Qualität bekannt. Allerdings erfordert er regelmäßige Pflege, Schutz vor Fressfeinden und im Winter vor Frost. Zudem müssen die Bewohner der Wurmkiste, also die 🪱 Würmer 🪱, regelmäßig gefüttert werden: Entweder jeden Tag ein bisschen oder jeden 3. Tag eine größere Menge, lautet die Empfehlung. Neben Küchenabfällen wie ungekochten Gemüseresten, Obst, Kaffeesatz etc. können auch etwas (unbedruckte oder schwarz bedruckte) Pappe, Laub und geringe Mengen an Rasenschnitt verfüttert werden.

⚠️ WICHTIG ⚠️ Fleisch, Wurst, Fisch, Knochen, Zigaretten 🚭, Asche oder der Staubsaugerbeutelinhalt dürfen nicht kompostiert werden! Auch von Zitrusfrüchten, Brot und Getreideprodukten wird abgeraten.

Ein weiterer Vorteil ist, dass es mittlerweile designschöne Modelle für Zuhause gibt, die parallel als Beistelltisch oder Hocker genutzt werden können. Die Wurmkiste, eine Innovation aus Österreich, ist ein Beispiel für eine praktische und sehr hübsche Lösung für kleinere Haushalte, durch die sich eine Wurmkompostierung einfach in den Alltag integrieren lässt.

 (Foto Credits: ©Wurmkiste.at)

Man kann eine Wurmkiste, so wie eine Growbox, natürlich auch selber bauen. Wer das gerne mal ausprobieren möchte, hier ein paar Links für DIY-Lösungen:

NABU: Wurmkiste zum Kompostieren bauen (in nur 6 Schritten)

Schrot & Korn: Do-it-yourself Wurmkiste

Wurmkistenfreunde: Wurmkisten zum Selbstbauen 

Trotz des höheren Aufwands ist das Ergebnis bei der Wurmkompostierung ein besonders gehaltvoller und nährstoffreicher Kompost und die Methode ist v.a. bei wenig Platz und wenig anfallender Biomasse sehr empfehlenswert.

 

4. Pilzkompostierung (als Spielerei zum Ausprobieren)

Eine spezielle Methode der Kompostierung ist die Pilzkompostierung. Dabei wird Häckselgut (z.B. vom Baum- oder Heckenschnitt) oder Sägespäne oder Stroh (oder gemischt - je nach Pilzart) mit Pilzbrut angereichert (im Fachjargon ”geimpft”). Ziel ist es, nicht nur einen kompostierten Bodenverbesserer zu erhalten, sondern auch die Pilzkultur zu fördern. Das bedeutet, bei der Pilzkompostierung kann man schönen Kompost aufbauen und zeitgleich Pilze wie z.B. Austern-, Rosen- und Kräuterseitlinge oder Braunkappen ernten 😊

Ein Nachteil bei der Pilzkompostierung ist der Zeitfaktor: diese Methode kann mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Zudem ist auch der entstehende Kompost ärmer an Stickstoff. Das ist allerdings kein Beinbruch, denn es gibt Pflanzen, die zu den sogenannten “Schwachzehrern” gehören und diese benötigen keinen zusätzlichen Dünger, im Gegenteil, zu viel Stickstoff tut ihnen nicht gut. Zu diesen Pflanzen gehören u.a. Kräuter, Bohnen, Erbsen, Radieschen und viele Salate.

Da bei dieser Kompostierungsart sehr viel Zeit und Geduld im Spiel ist, empfehlen wir das nur neugierigen Gärtner:innen, die das gern mal ausprobieren wollen, aber parallel auf eine der anderen drei oben genannten, schneller ergiebigen Methoden zurückgreifen können.

 

 

Hier nochmal die zusammenfassende Übersicht, die euch hoffentlich hilft, die richtige Kompostart für eure Anforderungen zu finden:  

 

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