Growbox Evolution: Mein Weg zur erfolgreichen Jungpflanzenanzucht 🌱🙂

Growbox Evolution: Mein Weg zur erfolgreichen Jungpflanzenanzucht 🌱🙂

Die ersten Tage und Wochen kleiner Keimlinge sind mit die wichtigsten - aus einem Samenkorn einen starken Setzling zu bekommen, ist essentiell fürs erfolgreiche Gärtnern. Mir war das die längste Zeit nicht so klar und es dauert Jahre bis ich dieses Handwerk nun endlich verstanden hatte. Damit es euch nicht auch so geht, möchte ich euch mitnehmen auf eine Reise in die Vergangenheit zu den Anfängen meiner Gärtnerkarriere - mit einem Ausblick darauf, was ihr aus meinen Fails für euch lernen könnt.

Aller Anfang ist schwer

Aufgewachsen zwischen der Großstadt Wien und unserem Wochenendhaus in der schönen Wachau, habe ich schon als kleiner “Buab” zusammen mit meinen Eltern im Garten mitgearbeitet.

Das bin ich im elterlichen Garten in der Wachau, als wir den Garten gerade angelegt haben. Meiner Größe und der Brille nach zu urteilen, war ich ca. sechs Jahre alt.

Samen haben wir damals direkt ins Beet oder ins Frühbeet gesät, jedoch oft mit mäßigem Erfolg: Entweder wurden die Samen von Vögeln aufgepickt oder die Keimlinge von Schnecken gefressen. Manchmal vertrockneten sie an heißen Tagen, manchmal verfaulten sie bei zu feuchtem Wetter. Ganz früh im Jahr konnten wir auch nicht aussäen, folglich beschränkte sich die Erntezeit meist auf Juni bis Oktober. Viel Saatgut ging dabei verloren. Um unsere Beete dann doch wieder zu füllen, wollte ich als Kind immer gerne die schönen Jungpflanzen im Baumarkt kaufen. Die waren meiner Mutter dann doch meist zu teuer, um "die Schnecken zu füttern”, wie sie immer sagte 🙂

 

Der lange Weg

Um dies zu verbessern, begannen wir, Jungpflanzen im Frühling in Blumentöpfen auf der Fensterbank vorzuziehen. Sehr oft jedoch wurden die Keimlinge wegen Lichtmangels langstielig und fielen um. Oder sie vertrockneten, wenn wir das Gießen mal vergaßen.

So gingen einige Jahre ins Land. Ich wuchs im Gegensatz zu den Pflänzchen im elterlichen Garten recht gut. Obwohl ich zunehmend weniger im Garten buddelte, blieb ich meiner Passion treu und studierte in Wien auf der bekannten Uni für Bodenkultur (BOKU) alles was mit Pflanzen und Anbau zutun hatte. Ich schloss mit einem Diplom als Ingenieur für Landschaftsplanung/-pflege und Agrarökonomie (kurz: “Studierter Bauer”) ab.

2002 zog es mich nach Berlin, aber ich vermisste das Gärtnern und die Möglichkeit mir mein eigenes, frisches Gemüse anzubauen. Der Plan war gefasst: ein Garten musste her! Leider einfacher gesagt, als getan in einer 3 Mio Metropole, wo gefühlt jeder Zweite einen Schrebergarten haben möchte. Nach rund acht Jahren auf der Warteliste unzähliger Kleingartenvereine, war es dann endlich soweit: Der Schrebergarten der alten Frau Bleisch (81 Jahre) wechselte den Besitzer (ich, 38, motiviert und hochambitioniert). Da ich als eben jener “studierter Bauer” dachte, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben, wollte ich mal eben schnell eine große Ernte aus dem zugegebenermaßen etwas verwilderten Garten zaubern. Ich hatte recht wenig Ahnung von der Anzucht von Setzlingen, erkannte aber den enormen Bedarf, um reichhaltig ernten zu können. Und so investierte ich in aufwändige Gewächshäuser, Tiefbeete, unterirdische Gewächshäuser, Foliengewächshäuser, Frühbeete und vieles mehr.

  

Mein kleiner Erfolg (minimal größer als der im elterlichen Garten), kostete mich jedoch - neben seeeehr viel Arbeitszeit - tausende von Euros. Ganz zu schweigen vom wochenlangen Muskelkater nach dem Ausheben von vier Kubikmeter Erde per Spaten, um das Tiefbeet auszuheben. Ein paar Sachen wuchsen, aber es war immer noch weit von dem entfernt, was ich unter “Ernteerfolg” verstand. Es scheiterte trotz all meiner Bemühungen an der Vorzucht von Setzlingen: Im Winter war es ihnen zu kalt, im Sommer zu heiß und trotz Bewässerung zu trocken. Und auch die Berliner Schnecken und Mäuse fraßen sich fröhlich durch meine Erbsen, Bohnen und andere Keimlinge. Und zwar wortwörtlich querbeet: weder die Keimlinge im Tiefbeet, noch die Keimlinge im Gewächshaus und erst recht nicht die Keimlinge in der Freilandkultur wurden verschont. Es war frustrierend! Ich hatte die Logik befolgt und viel vorgezogen - doch was nützt es, wenn die Pflänzchen, kaum haben sie erste Blättchen entwickelt, auf dem Speiseplan meiner unerwünschten Gartenmitbewohner landeten?

Trotz aller Bemühungen scheiterte ich am ersten, wichtigen Schritt: der Aufzucht meiner Jungpflanzen. Ich fühlte mich überfordert im Kampf gegen Schnecken und Mäuse und hatte zeitlich auch nicht immer die Kapazität jeden Tag im Garten vorbeizuschauen. Das endete in einem Teufelskreis, denn je mehr ich mich bemühte, desto mehr wurde ich überfordert und desto weniger klappte es. Als ich dann als Gartenfachberater unserer Kleingartenanlage (!!!) eine Abmahnung erhielt “den Garten in Schuss zu halten oder wieder abgeben zu müssen”, war klar, dass ich das Problem grundlegend anders angehen musste.

Meine Analyse war folgende:

Idee: Vorzucht (viele Jungpflanzen, regelmäßige Nachbestückung der Außenbeete, große Ernte) - perfekt

Umsetzung: tägliche Kontrolle - ganz und gar nicht perfekt

 

Nach einigem Nachdenken wurde mir klar wo der Fehler lag: Zwar war mein Garten nur rund 3 km weit entfernt, aber dennoch konnte ich aufgrund anderer Verpflichtungen (nennen wir sie mal Job, Familie, Freunde, Freizeit) nicht immer täglich in der ersten, empfindlichen Woche der Aussaat im Garten vorbeischauen. Also…warum nicht die Keimlinge dahin holen, wo ich bin? Täglich? Genau, in mein Zuhause! So entstand die Idee, eine Growbox für die Vorzucht zu bauen, die ich täglich im Blick behalten kann, weil sie auf einem Fensterbrett oder Küchentisch steht. Damit haben meine “Spößlinge” ein geschütztes Umfeld bei mir zu Hause, vor allem aber kann ich sie quasi nebenbei großziehen, wortwörtlich im Vorbeigehen.

Ich experimentierte weiter und nach vielen Anläufen und einigen Fails, hatte ich endlich eine funktionierende, einfach zu bauende Growbox entwickelt. Hier seht ihr eine von unseren ersten drei Varianten:

Die Logik lautet also:

🏠 Growbox zu Hause → 🕒 Tägliches Check-up im Vorbeigehen ohne großen Zeitaufwand → 🥳 Weniger Ausfall bei der Anzucht → 🌱 Mehr Jungpflanzen → 🌿 Regelmäßige Nachbestückung → 👩‍🌾 Volle Beete → 🥬🥕🥔🥦 Reiche Ernte! 🌽🧅🫛 

 

Darum habe ich mit der Growbox so viel Freude

Vorbei sind die Zeiten, in denen ich mich überfordert fühlte, Lücken im Beet hatte, in denen nichts oder nur Unkraut wächst. Jetzt steht mein Garten immer voller gesunder Jungpflanzen. “Bei dir klappt alles.” sagen Passanten und andere Gartenbesitzer, die vorbeigehen - weit gefehlt, denn das, was nicht klappt, wird einfach sofort durch Setzlinge aus meiner Growbox ersetzt.

Durch das autarke System kann ich mir jährlich bis zu 1500 Jungpflanzen pro Box mit minimalem Zeitaufwand vorziehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Salat-, Gemüse- oder Blumenbeete handelt oder sogar um mehrjährige Pflanzen und Sträucher – alle ziehe ich mit Hilfe der Growbox heran. In Kombination mit dem Ernteplaner (Link) und dem Anbaukalender (Link) habe ich so stets mehr Pflanzen zur Verfügung, als ich benötige. Das bietet mir nicht nur den entscheidenden Vorteil Ausfälle immer schnell durch Nachpflanzungen ausgleichen zu können - sehr oft habe ich sogar so viele Setzlinge, dass ich Freunden und anderen Gärtner:innen kleine Pflänzchen abgeben kann! Sharing is caring ;-)

Die Growbox ist in erster Linie effizient (gut, am Design lässt sich durchaus noch arbeiten ;-) und dank der Tatsache, dass sie mit 40x30cm recht kompakt ist, findet sie auch in der kleinsten Wohnung ein Plätzchen. Zudem benötigt die wenig Strom und ist kinderleicht zu bedienen.

Und jetzt: Just do it!

Ich habe all die Erfahrungen der letzen Jahre gesammelt und möchte dieses Gefühl der Freude und des Erfolges mit euch teilen. Damit ihr von all den Erkenntnissen profitieren könnt, ohne erst diesen steinigen Lernweg voller Fehlschläge und Misserfolge gehen zu müssen, habe ich mein ganzes Wissen bezüglich der Growbox strukturiert in drei PDFs zusammengefasst. Lade dir hier kostenlos unser Material runter:

  1. Einkaufsliste (klar strukturierte Checkliste mit Bildern für die drei möglichen Varianten, um mit einfachen Mitteln und wenig Geld - abhängig von der Variante euer Wahl zwischen 50-100 EUR - eure eigene Growbox zu bauen)
  2. Bauanleitung (für alle drei Varianten mit Bildern und Text - machbar auch für Menschen ohne großes handwerkliches Geschick)
  3. Betriebsanleitung (Anleitung, generelle Tipps & Tricks sowie Beachtung von Unterschieden bei den drei Varianten, damit eure Keimlinge je nach Standort und Jahreszeit immer optimal mit Wasser, Luft und Licht versorgt sind)

Ausblick

Mit der Growbox entdeckte ich die unglaublichen Möglichkeiten, die sich durch die Kombination von Indoor- und Outdoor-Gärtnern ergeben. Neben einer funktionierenden Vorzucht, musste ich aber schon bald schmerzlich feststellen, dass nicht alle Samen und Kulturen die bei uns käuflich zu erwerben sind, in unseren Breiten optimale Erträge garantieren und eine hohe Qualität aufweisen. Angesichts der Vielzahl an alten Kultursorten, Züchtungen und Exoten auf dem Markt ist, hatte ich echt Mühe, hier den Überblick zu behalten - zumal es mir defacto unmöglich erschien vorherzusagen, welche Kultur gerade für meinen Garten und Bedarf geeignet ist (also was wächst wie Unkraut, statt eine jämmerliche, pflegebedürftige Mimose zu sein). Dies zu lernen war vor allem viel Experimentieren und Testen und damit extrem zeit- und arbeitsaufwendig. Was ich dabei rausgekommen ist - dazu dann im nächsten Modul 2 – Saatgut.

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